MICHAEL ORNAUER

16 x 12

Ausstellungsansicht1

Ausstellungsdauer

21. April bis 27. Mai 2022

Standort

Habsburgergasse 5, 1010 Wien

Details

Die Malerei von Michael Ornauer erzählt nichts. Sie ist ganz auf sich selbst konzentriert, auf Farbe, Geste, Malmaterial und Bildträger. Ganz pur. Und unendlich reich im Ausschöpfen malerischer Prozesse. Alles entsteht in diesem Prozess, entwickelt sich aus einer gefundenen Behandlung der Farbe auf dem rohen Malgrund. Das kann von einer monochromen Farbe, von dünn lasierend aufgetragener Ölfarbe reichen, von Schichten, die übereinandergelegt und dann teilweise wieder freilegt werden, bis zu fast gebirgsartig aufgetürmten fetten Farbbatzen, dicht nebeneinandergesetzt, die in ihrer Materialität und Farbintensität äußerst intensiv sind. Das Spektrum dieser Farbe als optischem Phänomen ebenso wie als Material auslotenden Malerei ist also riesig. Leichtigkeit und Schwere, Wildheit und Sanftheit, Farbschock und ruhige Monochromie, wenn die Betrachter:innen dieser Malerei sich Zeit nehmen und aufmerksam schauen, dann können sie entdecken, in welcher Bandbreite der Künstler sich der malerischen Mittel bedient, mit ihnen spielt und experimentiert. Die Ausstellung 16x12, ein Titel, der vielleicht zuerst etwas ratlos macht, insbesondere wenn man die Werke noch nicht gesehen hat, zeigt eine aktuelle Serie Ornauers. Hat der Künstler bisher eine seiner Arbeitsweise entsprechenden Variabilität von Formaten bevorzugt konzentriert er sich in dieser Serie auf ein einziges Format. Auf ein ungewöhnliches noch dazu. Wurden in den letzten Jahrzehnten die Formate von Malerei immer größer, entsprechend einer Idee vom Aufmerksam machen in einer Zeit der Bilderfluten, so geht Ornauer hier den entgegengesetzten Weg. 16 x 12 cm, das ist das Format aller Bildträger. Eine mutige Entscheidung, ein ungewöhnlicher Weg. Aber auch ein spannender, wie ein Besuch im Atelier des Künstlers zeigt. Dort hat er auf einem Tisch viele dieser Miniatur kleinen Arbeiten aufgelegt und einige auch an die Wand gehängt. Mein erster schneller Eindruck war fast ein wenig Überforderung, so laut wirkte diese Malerei auf den ersten Blick, in ihrer Dichte der Präsentation. Aber langsam kam das Auge dieser so konzentrierten und dichten Malerei näher, entdeckte wieder jene Äußerungen der Farbe, die sein Werk bestimmen, aber auch ähnliche Farbintensitäten, ähnliche Materialdichten. Wir sind ja kaum noch gewohnt uns Zeit zu nehmen für das Kleine. Dabei ist es äußerst interessant diese Miniaturen zu studieren. Jenes Ausloten der malerischen Möglichkeiten, jene Lust mit Farbe zu experimentieren, sie ganz unterschiedlich aufzutragen, die Arbeitsweise, die wir schon von diesem Künstler kennen, sie ist hier konzentriert wieder zu entdecken. Ornauer geht bei dieser außergewöhnlichen Serie konzeptionell vor. Am Tag entsteht eine kleine Serie von Arbeiten, die Variationen einer gefundenen malerischen Äußerung darstellen. So entstehen zum Beispiel an einem Tag einige Arbeiten, die monochrom in Schwarz gemalt werden. An einem anderen Tag die fetten, dicht nebeneinandergelegten Farbbatzen. Sie wirken vielleicht besonders eigenwillig, weil diese machtvolle Farbballung so dick auf diesem kleinen Format steht, hier also Schwere und Miniatur eine spannungsreiche Kombination eingehen. Gerade in diesen Kleinserien sieht man in der Ähnlichkeit das Verschiedene, kommt den Finessen dieser Malerei vielleicht mehr auf die Spur. Es ist eine große Lust des Künstlers spürbar gerade in dieser Konzentration auf das gleiche, kleine Format geballt seine Grundfragen an die Malerei, sein Arbeiten mit ihren Grundbedingungen, sein Ausloten der Möglichkeiten unerschöpflich neu zu bearbeiten. Diese Lust spürt man.

Andreas Hoffer