DÉNESH GHYCZY

Helle Räume, freie Blicke und Wände aus Glas prägen das repräsentative Bauen seit dem Beginn der Moderne. Denesh Ghyczys sanfte Ölmalerei spürt äußerlich beinahe impressionistisch diesem Licht nach, das inszenatorisch effektvoll auf Böden und Wände repräsentativer Innenräume fällt. In breiten Farbstraßen materialisiert sich das in seinen Arbeiten stets von außen kommende Licht - die goldene Währung der architektonischen Raumgestaltung. Die Verführungen ihrer impressionistischen Optik sind jedoch nur eine äußerliche Dimension der in ihrem Aufbau und den Sujets oft altmeisterlich wirkenden Arbeiten von Denesh Ghyczy. Tatsächlich betreibt seine im Jahr 2017 begonnenen Gemälde-Serie Inside Outside die durchaus freche Überspitzung einer romantisch-kontemplativen Geste gegenüber der Natur, die in den Künsten eine lange Tradition besitzt.

Die Figuren stehen inmitten der lichtdurchfluteten Interieurs Ghyczys oft beinahe so maßstabsklein wie Caspar David Friedrich sie seinerzeit in die immense Unendlichkeit seiner „weltbeseelten“ Landschaften setzte. Wie zwischen dessen melancholisch ins Unermessliche gleitenden Himmeln und Landschaftstreifen, sind Menschen in Ghyczys ebenso durchkomponierten, aber frühjahrshell lockenden Bildern meist als Rückansichten vertreten. Die Arbeiten des zeitgenössischen Malers, der sein Atelier in Berlin betreibt, verweisen wie Friedrichs Ikonen der Romantik auf die tragisch unerfüllbare Sehnsucht nach einer Vereinigung aller Gegensätze.

Gerastert durch Fensterstreben und Glasfugen betrachten wir das, was draußen ist, wie ein Bild. Haben wir die Natur dadurch nicht zu einem macht- und wirkungslosen Objekt der Kontemplation degradiert? Ist sie nicht zum bloßen Lieferanten visueller Qualitäten, wie Licht und Farbe, geworden?
Das Fenster, so veranschaulicht Ghyczy in seinen metaphorisch überzeugenden Arbeiten, ist letztlich nur ein Kompromiss zwischen der kontemplativen Nähe zur Natur und unserem Schutzbedürfnis, zwischen der dekorativen Präsenz der Landschaft und ihrem sicheren Abstand zu uns – und darin, so die schlüssige Pointe, gleich es doch sehr der Malerei.

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