Gustav Hessing (1909 - 1981)

SENSATION DER FARBE, 2005

Der 1909 in Czernowitz geborene Gustav Hessing übersiedelt in den Dreißigerjahren nach Wien, um an der Akademie bei Ferdinand Andri und Carl Fahringer zu studieren. Zu der Zeit ist er stark vom österreichischen Expressionismus beeinflusst und bedient sich einer intensiven Farbpalette, besonders die Werke Edvard Munchs und Richard Gerstls hinterlassen einen prägenden Eindruck. Später beschäftigt er sich eindringlich mit den Bildern Paul Cézannes und den nachfolgenden Kubisten, aber auch mit dem Surrealismus sowie, in seinem Spätwerk, mit den Tachisten. Nachhaltigen Einfluss übt die Malerei Paul Cézannes, den Hessing zutiefst bewundert, auf den Maler aus, wobei er nie kopiert, sondern bemüht ist, eine eigene Formensprache zu finden. Dies mündet in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium der Farbe. Hessing wählt kräftige Töne, die er in unregelmäßigen, großen Feldern wie ein Mosaik nebeneinander setzt wobei seine Bilder weitgehend gegenständlich bleiben. Der handwerkliche Aspekt spielt dabei eine wichtige Rolle, Maltechnik und Grundierung zeugen von großer Sorgfalt, zum Teil fertigt der Künstler sogar seine Farben selbst an. Dementsprechend lässt sich Hessing auch Zeit mit seiner Arbeit: häufig stellt er Bilder weg, um später wieder daran weiterzuarbeiten – ein Prozess, der sich auch über mehrere Jahre ziehen kann. Jeder Farbfleck wird wie ein Baustein bewusst an seinen Platz gesetzt, wobei die einzelnen Bildpartien auf diese Weise oft erst nach längeren Zeitabschnitten zusammenwachsen und Form annehmen. Der Raum spielt dabei praktisch keine Rolle. Das Wesentliche ergibt sich bei Hessing durch das Zusammenspiel und die Anordnung der Farben, durch die er seine Menschen und Stillleben quasi dem Raum entrückt und sie gleichzeitig als Teil eines größeren Systems darstellt.

Eine nicht immer glückliche Biografie sowie Hessings schwieriger Charakter stehen seiner Karriere teilweise im Wege, heute gilt er jedoch als einer der interessantesten Vertreter österreichischer Nachkriegsmalerei.
(Ina Waldstein)

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